Letzte Aktualisierung: 14.07.2018

In den letzten zehn Jahren sind Busanhänger zur Personenbeförderung im Linienverkehr in Deutschland wieder zunehmend in den Blickpunkt des Interesses gerückt. Nach dem ursprünglichen Verbot solcher Anhänger im Jahre 1960 ist der Einsatz von Buszügen seit dem Jahr 2003 mit Ausnahmegenehmigungen auch in Deutschland wieder möglich. In mehreren Wellen hat sich der Bestand an Omnibus-Anhängerzügen in Deutschland in diesem Zeitraum auf bald 100 Exemplare entwickelt.

Der Vorteil des Busanhängers liegt in der flexibleren Fahrzeuggröße: Zu den Spitzenlastzeiten vor allem im Schüler- und Berufsverkehr erreicht ein Solowagen mit Anhänger die Kapazität eines Gelenkbusses, während in den Zwischenzeiten das Zugfahrzeug kostengünstig solofahrend eingesetzt werden kann. Aufgrund der bislang noch als Einzelfertigung anzusehenden Stückzahlen liegt der Anschaffungspreis für einen Busanhänger verhältnismäßig hoch, dafür kann von einer wesentlich längeren Lebensdauer ausgegangen werden als bei einem Gelenkbus.

Der Schweizer Hersteller Hess bietet seine ursprünglich für den Heimatmarkt gefertigten Anhängertypen auch in Deutschland an. Dabei werden ein Kleinbus mit passendem kleinen Anhänger als rund 13 Meter langer "BusZug 7" und ein 12 Meter langer Solowagen mit entsprechendem Anhänger als 23 Meter langer "BusZug 31" angeboten. Der als Typ O2897 bezeichnete Anhänger ist außer mit dem von Hess produzierten SwissDiesel auch zu einem Solaris Urbino 12 oder einem MAN A20/A21 (Lion's City) erhältlich. Neben dem zweitürigen O2897 war zeitweise auch ein eintüriger Anhänger als Typ O2895 im Programm, der inzwischen aber nicht mehr angeboten wird.

Ab dem Jahr 2004 war auch der deutsche Produzent Göppel im Anhängersegment aktiv. Seit der zweiten Insolvenz des Unternehmens im Jahr 2014 ist die Produktion allerdings eingestellt. Zunächst wurden mit MAN-Zugfahrzeugen die "Midi-Train" und "Maxi-Train" genannten Buszüge in zwei Längen angeboten. Beim "Midi-Train" wurde ein Midibus MAN A35 mit einer Länge von 9,65 oder 10,39 Metern um den Anhänger G10 mit 10,05 Metern (über Zugöse gemessen) ergänzt, so dass die Gesamtzuglänge 19,55 oder 20,3 Meter betrug. Den "Maxi-Train" bildete ein zwölf Meter langer Standardbus MAN A20/A21 mit dem 11,17 Meter langen Anhänger G11, die Gesamtzuglänge beträgt dementsprechend 23 Meter. Die Anhänger G10 und G11 waren optisch an den MAN Lion's City angepasst. Mitte 2010 begann die Produktion der von Göppel selbst entwickelten Stadtbusfamilie go4city, deren Zugfahrzeuge mit DAF-Motoren ausgestattet werden. Erhältlich waren der 12 Meter lange go4city12 und der 10,5 Meter lange go4city10 als Zugfahrzeuge. Der im passenden Göppel-Design gehaltene Anhänger G13 hatte nun eine Länge von einheitlich 11,19 Metern, so dass sich Zuglängen von 21,5 bzw. 23 Metern ergaben. Der G13 wurde allerdings nicht nur mit Göppel-eigenen Zugfahrzeugen, sondern auch zu Zugwagen von MAN und Solaris geliefert.

Diese Übersicht listet die bislang in Deutschland in Betrieb befindlichen, bestellten oder geplanten Anhängerzüge auf. Veränderungen gegenüber dem letzten Update sind grün bzw. rot markiert. Ergänzungen und Hinweise zur Übersicht nimmt die stadtbus.de-Redaktion gerne per E-Mail entgegen.

Alphabetische Auswahlmöglichkeit der Bundesländer
(in Klammern die Anzahl im Land bekannter Omnibus-Anhängerzüge)

Typenstatistik

Aktuelle Informationen

Seit dem letzten Update vor einem guten Jahr ist die Zahl der zugelassenen Buszüge deutschlandweit auf 180 Exemplare angestiegen. Allein im Bundesland Bayern beträgt die aktuelle Zahl mit Stand Mitte Juli 2018 exakt 100 Stück. Die MVG München und ihre Kooperationspartner haben an den Neuzulassungen den größten Anteil. Es wurden zudem 23 weitere Buszüge bestellt, die bis auf einen alle spätestens Anfang 2019 geliefert sein sollen. Außerdem gab es die Auswechslung älterer Zugfahrzeuge durch fabrikneue sowie die Bestellung weiterer Zugfahrzeuge zum Einsatz vor vorhandenen älteren Anhängern.

Im Einzelnen sieht die Entwicklung in den letzten 14 Monaten wie folgt aus:

Die Stadtwerke Emden erhielten im Juni 2018 ihre vier bestellten MAN/Hess-Buszüge. Sie sind Eigentum der Stadtverkehr Emden GmbH, werden aber vom beauftragten Busunternehmen Reiter's Busverkehr betrieben. Diese Firma ist mit dem gesamten Busverkehr der Stadtverkehr Emden beauftragt. Der Betrieb der Buszüge startet am 09.08.2018 im Rahmen eines neuen Buskonzeptes für Emden.

Die WERN Group aus Siegen hat die letzten sechs Trolleybusanhänger aus Luzern (Schweiz) gebraucht erworben. Sie hatten dort die Betriebsnummern 311 bis 316. Derzeit werden die Anhänger gründlich aufgearbeitet und neu lackiert. Als Zugfahrzeuge wurden sieben MAN A21 (Lion's City) bestellt, die vsl. im Januar 2019 fabrikneu geliefert werden sollen. Nach Auslieferung der neuen Busse verfügt die WERN Group über dann 14 Buszüge und ein zusätzliches Zugfahrzeug. Alle Zugfahrzeuge der künftig noch größeren Flotte stammen von MAN, während die Anhänger – bis auf eine Ausnahme – von Hess stammen. Diese Ausnahme ist ein Anhänger vom Göppel-Typ G 11.

Die Firma Stroh aus Altenstadt hat einen Großteil ihrer Zugfahrzeuge erneuert. So wurden sechs MAN A21 (Lion's City) des Baujahres 2007 durch Solaris newUrbino 12 ersetzt. Diese wurden in den Jahren 2016 und 2017 geliefert. Der Solaris newUrbino 12 aus dem Jahr 2016 war bislang als zusätzliches Zugfahrzeug eingesetzt. Lediglich ein MAN A21 aus dem Jahr 2007 wurde beibehalten. Durch den im März 2018 gebraucht erworbenen Göppel go4city T (G 13) Anhänger (ex Ludwig Tours, Zusmarshausen - ex. Vorführwagen Göppel) hat Stroh nunmehr acht Buszüge. Der Göppel G13-Anhänger wird dabei von einem Solaris newUrbino 12 aus 2017 gezogen. Der ursprünglich weiß lackierte Anhänger erhielt einen neuen Lack in sonnengelb passend zu den übrigen Stroh-Fahrzeugen.

Racktours aus Erlensee hat zwei MAN/Hess-Gespanne bestellt, die vsl. im Januar 2019 geliefert werden sollen.

Die Regionalverkehr Main-Kinzig (RVMK) hat bei Solaris sechs newUrbino 12 und zwei newUrbino 10,5 als Zugfahrzeuge für die vorhandenen Göppel G11- und G10-Anhänger bestellt. Sie ersetzen die MAN A21 bzw. A35 Zugfahrzeuge der Baujahre 2008 bis 2010. Die Lieferung ist für Januar 2019 vorgesehen.

Die Stadtwerke Marburg an der Lahn / Marburger Verkehrsgesellschaft haben im August 2017 einen Hess O2897-Anhänger erhalten. Er ergänzt den schon vorhandenen MAN A21 (Lion's City) als zweiten Buszug dieses Betriebes.

Die Firma Bader Reisen aus Grafenberg im Landkreis Reutlingen hat einen MAN A21 (Lion's City) als zusätzliches Zugfahrzeug im Mai 2018 erhalten.

Der Stadtverkehr Reutlingen (RSV) hat bei Solaris drei newUrbino 12 als Zugfahrzeuge sowie einen Hess O2897-Anhänger bestellt. Die Lieferung ist bis spätestens Juni 2019 vorgesehen.

Ludwig Tours aus Zusmarshausen hat alle aus der Insolvenzmasse von Göppel erworbenen go4city-Busse und den Anhänger verkauft. Die beiden go4city 12 wurden an einen Händler abgegeben, der Anhänger an die Firma Stroh aus Altenstadt verkauft. Ludwig ist damit kein Buszugbetreiber mehr.

Transdev Griensteidl aus Gröbenzell bei München hat am 11.07.2018 seinen dritten MAN/Hess-Buszug sowie ein weiteres, zusätzliches Zugfahrzeug (MAN A21 (Lion's City)) erhalten. Die Indienstellung des dritten Gespannes dieser Firma ist zugleich die Zulassung des 100. Buszuges in Bayern. Für November 2018 ist die Auslieferung von zwei MAN/Hess-Gespannen in MVG-Ausstattung vorgesehen.

Der Omnibusbetrieb Ludwig aus Gröbenzell bei München hat im Oktober 2017 einen MAN A21 (Lion's City) als Zugfahrzeug geliefert bekommen. Im Dezember 2017 folgte dann ein Komplettgespann aus MAN A21 (Lion's City) und Hess O2897-Anhänger in MVG-Ausstattung. Für November 2018 ist die Lieferung eines weiteren baugleichen Gespannes vorgesehen.

Die infra Fürth Verkehr GmbH erhielt im Dezember 2017 und Januar 2018 jeweils ein aus Solaris newUrbino 10,5 und Hess O2897 bestehendes Midibus-Gespann. Zusammen mit diesen zwei neuen Buszügen verfügt der Betrieb nunmehr über sieben Komplettgespanne sowie drei zusätzliche Zugfahrzeuge (2x Solaris new Urbino 12 und 1x MAN A21 (Lion's City)).

Autobus Oberbayern aus München hat im September 2017 zwei weitere MAN/Hess-Buszüge erhalten. Zu den aktuell fünf vorhandenen Buszügen gesellten sich im November 2018 vier weitere MAN/Hess-Gespanne in MVG-Ausstattung, so dass das Unternehmen nach deren Auslieferung neun Buszüge sein eigen nennen darf.

Baumann aus München hat zur Auslieferung im November 2018 zwei weitere MAN/Hess-Gespanne in MVG-Ausstattung bestellt.

Berger aus München erhielt im Oktober 2017 einen MAN A21 (Lion's City) in MVG-Ausstattung als zusätzliches Zugfahrzeug.

Edelweiß Reisen aus München hat im Dezember 2017 sein erstes MAN/Hess-Busgespann in MVG-Ausführung erhalten. Im Januar 2018 erfolgte dann die Lieferung eines MAN A21 (Lion's City) als zusätzliches Zugfahrzeug. Im November ist die Auslieferung eines weiteren MAN/Hess-Buszuges vorgesehen.

Die Reisekutsche Gruber aus Ottobrunn bei München hat im September 2017 alle fünf bestellten MAN/Hess-Busgespanne sowie einen weiteren MAN A21 (Lion's City) als zusätzliches Zugfahrzeug erhalten. Alle Fahrzeuge sind in MVG-Ausführung gehalten.

Die MVG München erhielt im Juni 2018 die aus der Option stammende Lieferung von 10 weiteren Solaris newUrbino 12 und Hess O2897. Zusammen mit den 2017 gelieferten baugleichen Buszügen besitzt der Betrieb nunmehr 20 Gespanne dieser Konfiguration.

Nowak aus München hat zur Auslieferung im November 2018 einen Solaris newUrbino 12 mit Hess O2897 in MVG-Ausstattung bestellt.

Salvatore & Holzmüller aus München wird im November 2018 seinen ersten Buszug von MAN/Hess in MVG-Ausstattung erhalten.

Watzinger aus München hat im Oktober 2017 zwei Solaris newUrbino 12 mit Hess O2897 erhalten. Im November 2018 folgen dann zwei weitere MAN/Hess-Busgespanne in MVG-Ausstattung.

Des Weiteren steht noch eine Bestellung von sechs Buszügen für den Einsatz auf RMV-Buslinien im Raum Hanau aus. Ferner plant der Verkehrsverbund Mittelsachsen im Jahr 2019 den Einsatz von 43 Zugfahrzeugen und 23 Anhängern für sein BusPlus-Netz. Die Ausschreibung ist noch nicht erfolgt, da die Finanzierung der Flotte noch geklärt werden muss.

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